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mumbasic said:
Hallo zusammen,
die unzähligen Diskussionen über den neuen 997 turbo oder die Diskussionen ob neutrales Fahrverhalten langweilig ist bringen mich zu der Frage wann ist ein Auto ein richtiges Sportauto?
Ist es das Aussehen?
Die Beschleunigung?
Rundenzeiten?
Nur zwei Sitze?
PS?
wenn es übersteuert?
Wie definiert ihr ein Sportauto oder sogar ein Supersportauto?
Ist ein 997 tt min Handschaltung und Sperrdiff mehr Sportauto als ein 997 tt mit Tip? Oder gar umgedreht?
Was meint ihr dazu?
Ich habe es extra hier im DE Forum gepostet, damit es nicht ausufert.
AM
Grundsätzlich finde ich, dass die Vorstellungen über den Begriff Sportwagen und die Definition was einen "echten" Sportwagen ausmacht, stark auseinander gehen.
Dann müsste man sich auch darauf einigen, was ein "echter" Sportwagen sein soll und ob es so etwas wie einen "unechten" Sportwagen gibt.
Tatsache ist:
ein Sportwagen definiert sich über den Begriff Sport. Wenn man ein Fahrzeug besonders einfach sportlich bewegen kann, dann handelt es sich dabei um einen Sportwagen. Es hat nicht unbedingt etwas mit wenig Gewicht oder mit hoher PS Leistung zu tun. Ein Fiat 127 wiegt auch fast nix, ist trotzdem kein Sportwagen. Und ein S600 mit über 500 Pferdchen ist sicherlich auch kein Sportwagen.
Und dann muss man noch zwischen Sportwagen und Rennwagen unterscheiden. Ein perfektes Auto für die Rennstrecke ist KEIN Sportwagen sondern ein Rennwagen. Ein GT3 kann bereits nicht mehr uneingeschränkt als Sportwagen bezeichnet werden, ein Carrera GT ist auch kein richtiger Sportwagen mehr sondern ein Rennwagen mit Straßenzulassung. Die Übergänge sind zum Teil fließend.
Was mich in letzter Zeit ein wenig wundert ist der Umstand, dass viele sogenannte Sportwagenfahrer immer öfter die Behauptung aufstellen, dass der 911 Turbo zu "indirekt" und "emotionslos" sein soll. Keine Ahnung, ob wir vom gleichen Fahrzeug sprechen aber vielleicht hat es auch eher mit dem Umstand zu tun, dass in einem 911 Turbo das Umfeld eher gedämpft wahrgenommen wird (leiser Auspuff, hohe Stabilität durch Allrad, zusätzliche Dämmung im Vergleich zum GT3, etc.). Man ist im Turbo schnell unterwegs aber angeblich ohne irgendwelche Emotionen auszulösen. Das ist schlichtweg falsch. Man ist dann einfach zu langsam unterwegs.
Der 911 Turbo hat EIN einziges Problem: er ist schon fast zu perfekt. Das Fahrzeug erfordert unglaubliche Geschwindigkeiten, um einen ähnlichen Nervenkitzel zu erzeugen wie z.B. ein GT3, keine Frage. Aber das bedeutet nicht, dass keine Emotionen ausgelöst werden sondern dass die Emotionen eben auf einem anderen Level kommen.
Ich will jetzt Niemandem zu nahe treten und mir ist klar, dass es auch hier im Forum sicherlich genügend Fahrer gibt, die besser und schneller als ich in ihren Fahrzeugen unterwegs sind. Keine Frage. Aber ich muss dann doch immer wieder hier und da den Vorwurf machen, dass vielleicht so mancher Fahrer gar nicht so schnell ist, wie er glaubt.
Wir hier im Forum sind alle Enthusiasten, das steht gar nicht zur Debatte und wir alle haben eine besondere Beziehung zu unseren Fahrzeugen und zum Autofahren.
Aber ein Enthusiast zu sein bedeutet nicht, dass man auch schnell ist. Und jetzt stellt sich uns allen die Frage: was ist überhaupt schnell? 280 auf der Autobahn? 160 auf einer kurvigen Landstraße? Hört sich verrückt an aber das ist nicht einmal ansatzweise schnell.
Was ist nun "schnell"? Mit 100 km/h durch eine 90* Kurve? Mit 120 durch den Kreisverkehr (links/rechts Kombination), was ist schnell? Und genau hier liegt das Problem. Man kann das nicht genau definieren. Im normalen Straßenverkehr ist das sowieso eine Geschichte für sich und auf der Rennstrecke braucht mal Vergleichsmöglichkeiten.
Als der 996 Turbo im Jahr 2000 auf den Markt kam, waren die ersten Tests in der Fachpresse absolut identisch: perfekt aber langweilig. Reife deutsche Ingenieursleistung ohne Pfeffer und Salz. Ich kann mich erinnern, dass ich mich bereits damals unglaublich über diese stupiden Äusserungen geärgert habe. Und dann folgten ein paar Tests mit modifizierten Tunerfahrzeugen und plötzlich war der Turbo klasse. Dass diese getunten Fahrzeuge mit ihren Fahrwerken oft dem Serienpendant auf engen Strecken unterlegen waren, schien Niemanden zu stören. Hauptsache die Kisten waren laut und hart, so wie es eben "echte Männer" mögen.
Wer im 911 Turbo keinen Spass hat und der Meinung ist, das Auto wäre "steril", der hat noch nie die Qualitäten dieses Fahrzeugs zu schätzen gelernt. Der 911 Turbo ist kein Rennwagen sondern ein Allroundler. Und ich bezweifle, dass es hier im Forum viele Fahrer gibt, die das Fahrzeug wirklich am Limit fahren können.