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mumbasic said:
ich glaube wir überschätzen uns und unsere Meinung zu sehr. Porsche verkauft Autos und ob da einige "Enthusiasten" sich beklagen spielt doch gar keine Rolle.
AM
Ja und Nein. Mein Eindruck ist und war immer, dass man sich bei Porsche bemüht, Enthusiasten wie uns zufrieden zu stellen oder zumindest zu beruhigen.
Leider nützt dieser gute Ansatz nichts, wenn ausgerechnet interne Kräfte die ehrenhaften Bemühungen von manchen Porsche Mitarbeitern kontakarieren und lapidar Wünsche oder auch Beschwerden von uns ins Lächerliche ziehen oder einfach nur abschmettern. Was nützt es mit, wenn ich die Gelegenheit bekomme, mich mit wichtigen Leuten aus der Entwicklung zu treffen und mir dann der Boss fürs Qualitätsmanagement faktisch ins Gesicht sagt, dass ich zu einer "Minderheit" von Kunden gehöre, gleichzeitig auch noch fast jede Minute auf seine Uhr schaut. So nach dem Motto: ich habe Wichtigeres zu tun als mich mit diesem Kunden zu unterhalten. Vielleicht war ich auf eine solche Begegnung auch nicht wirklich vorbereitet und hätte die Wichtigkeit eines ersten Eindruckes nicht unterschätzen sollen. Aber aus Fehlern lernt man, sollte es ein nächstes Mal geben, werde ich sicherlich anders auftreten.
Porsche hört den Kunden noch zu, ob man es glauben mag oder nicht. Aber je größer die Firma wird, desto schwieriger wird es nach "oben" vorzudringen. Denn eine "Revolution" oder Veränderung von unten nach oben wird es in einer Firma wohl kaum geben. Ich wünschte nur, dass die oberste Führungsriege auch mal nach unten steigt und sich die Meinung der Kunden direkt anhört. Denn ich bin mir sicher, dass fast nichts, was beim "Customer Commitment" auf dem Schreibtisch landet, auch wirklich bei Dr. Wiedeking und Co. zu Gehör kommt. Eher durch Zufall oder die richtige Verbindung. Schade.
Wie schon erwähnt, geht es hier nicht um die Preise von Porsche Produkten. Es geht eher um das Gefühl der Kunden, genügend Gegenwert für dieses Geld zu erhalten.
Die Qualität ist in den letzten Jahren bei Porsche stetig gestiegen, mögen es auch einzelne Kunden anders empfinden.
Die Produktqualität ist aber nur einer von vielen Faktoren, die den Kunden zufrieden stellen. Vor allem erwartet der Käufer eines Porsche aber Sportlichkeit und "Überlegenheit" (egal, welche Definition hierfür individuell verwendet wird). Beim Cayenne Turbo wurde gute Arbeit geleistet aber es wurden keine Nägel mit Köpfen gemacht. Beim 997 Turbo bietet man eine interessante Technik an, allerdings gepaart mit einer ein wenig enttäuschenden Leistungsangabe des Motors. Der 997 ist ein gelungener 911 Nachfolger, trotzdem fehlt ihm zum Mythos 911 die sportliche Überlegenheit, wenn die Konkurrenz ihm auch in ihrer Gänze kaum Paroli bieten kann.
Und genau das ist das, was mich bei Porsche ein wenig "nervt": es geht nicht um die Veränderung eines ganzen Konzepts oder die Enttäuschung über ein bestimmtes Modell. Ich bin darüber verärgert, dass Porsche sich immer ein wenig zurück hält und dass ich dabei immer diesen fahlen Nachgeschmack einer trickreichen Vermarktung im Mund habe. Warum 480 und nicht 500 PS im 997 Turbo? Selbst dem dümmsten Marketingexperten dürfte einleuchten, dass das Niemandem wirklich einleuchtet. Warum die Gasannahmeverzögerung im Cayenne Turbo? Ein paar Einstellungen in Punkto E-Gas, etc. und das Ding schiesst davon. Es gäbe noch andere Beispiele.
Porsche wird in den nächsten Jahren ziemlich unter Druck kommen. Denn das, was bei Porsche erfolgreich erreicht wurde und auch in Zukunft in vermehrtem Maße erreicht werden wird, nämlich die Penetration von Märkten und Kundenstämmen, die bisher durch reine Sportwagen nicht angesprochen wurden, wird auch durch andere Autohersteller in letzter Zeit deutlich propagiert. Die Produkte werden sich gegenseitig immer mehr überlappen und es werden plötzlich Produkte auf dem Markt sein, die dem klassichen 911 Produkt nicht nur das Wasser reichen können sondern ihm auch deutlich überlegen sein werden. Dass dies noch nicht bereits der Fall ist, ist ein Zufall. Es ist übrigens eine echte Schande, dass ein Fahrzeug wie die neue Z06 aus den USA kommt und nicht aus Deutschland. Gerade Hersteller wie BMW, Audi oder auch Mercedes sollten doch das Potential haben, einen einfach gestrickten aber sehr effizienten und preislich günstigen Sportwagen zu bauen. Zu simpel gestrickt? Na und?! Das Resultat zählt.
Porsche muss aufpassen, den "Mythos" Porsche nicht aus den Augen zu verlieren. Denn gerade DIE Kunden, die auf Fahrleistungen und technische Details wenig Wert legen, legen umso mehr Wert auf den "Schein" und das Prestigeprodukt Porsche.
Produkte wie ein Cayenne V6 sind für Porsche einfach nur peinlich, wenn nicht sogar schädlich.
Porsche wird über Sportwagen "definiert", egal was für andere Produkte, ich nenne sie "Beiprodukte", angeboten werden. Sollte der Käufer irgendwann den Eindruck gewinnen, dass er zwar den Namen Porsche bekommt aber nicht die "klassischen" Eigenschaften eines Porsche, dann ist der Ofen aus. Aber genug davon, ich bin kein Marketingfachmann und gehöre wohl, leider, zu den 3% "Hardcore Kunden".
Trotzdem bin ich der Meinung, dass gerade solche Kunden wie wir den Druck auf Porsche aufrecht erhalten, den Mythos Porsche nicht aus den Augen zu verlieren. Wie lange das aber noch klappen wird, steht in den Sternen.