Probefahrt 996 4S, Cayman S, 997 S, 997 4S, 996 GT3
Ich versuche mich zuerst zu beschreiben, damit Ihr etwas einschätzen könnt mit welchem Hintergrund ich diese Erfahrungen schildere.
Fahrer: 40 Jahre alt, verheiratet, ein kleines Kind. Eher risikoscheues Fahrverhalten (Überholen nur bei guter Sicht, hohe Geschwindigkeit nur wenn Autobahn relativ frei etc.). Ich finde Querbeschleunigung (Kurven) interessanter als hohe Geschwindigkeit. Ich lebe in Bayern und habe daher öfter Schnee und Regen. Die Qualität der Strassenbeläge in Bayern ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Ich möchte mit dem Auto möglichst nicht auffallen.
(1) 996 4S Coupe (Sportendrohr, Xenon, Mittelkonsole in Fahrzeugfarbe rot lackiert, rote Gurte)
Ich durfte das Fahrzeug einen Tag und eine Nacht behalten, insgesamt haben wir fast 500km damit verbracht. Das Auto fährt schnell und fühlt sich wie ein Sportwagen an. Besonders die in rot lackierte Mittelkonsole und die roten Gurte unterstützen diesen Eindruck. Allerdings ist man damit recht auffällig. Ich bin auf der Autobahn häufiger zu "Rennen" aufgefordert worden und man merkt auch, dass Fussgänger Kommentare abgeben. Meine Frau wollte den Wagen nur kurz fahren, hat ihn dann aber nicht mehr hergegeben. Besonders Spass hat ihr das Beschleunigen auf der Autobahn zwischen 100 und 180 km/h gemacht. Wenn der Wagen abgestellt wird riecht er herrlich nach Bremsbelägen u.ä..
(2) Cayman S (PASM, Xenon)
Ich durfte das Auto 2 Stunden fahren. Man hat den Eindruck sehr niedrig zu sitzen. Die Beschleunigung ist gut, man denkt dass der Motor genau auf Herzhöhe sitzt und den Wagen parallel zur Fahrbahnoberfläche anschiebt. Fühlt sich eigentlich wie ein Allrad-Antrieb an. Keine Probleme mit Traktion. Auf der Autobahn von München zum Spitzingsee war mir das Motorgeräusch (nur beim Beschleunigen) zu laut und auch von der Frequenz her unangenehm. Ausserdem hatte ich den Eindruck, dass bei höheren Geschwindigkeiten der Motor zu hoch dreht, ich habe eigentlich immer nach einem lang übersetzen 7. Gang gesucht, um die Drehzahl abzusenken. Negativ aufgefallen ist mir auch die mangelhafte Sicht nach rechts hinten (Radfahrer-Check beim Rechtsabbiegen). Von dem Auto hat ausser mir keiner Notiz genommen. Die Fahrt auf der Landstrasse zum Spitzingsee hinauf war dann allerdings schon so, dass meine Herzfrequenz höher wurde.
(3) 997 S Coupe (Teilleder)
Auch dieses Auto durften wir 2 Stunden probefahren. Die Schaltung ist fantastisch präzise. Die Beschleunigung ist etwas besser noch als beim Cayman, fühlt sich allerdings so an als ob der Motor am Hosenboden anschiebt und das Auto nicht nur parallel zur Fahrbahn sondern auch etwas nach oben drückt. Die Vorderachse ist dabei etwas leicht, daran muss man sich erst gewöhnen. Das Motorengeräusch ist im Vergleich zum Cayman sehr leise, manchmal ist man versucht, in einen hohen Gang zu schalten, einfach faul zu cruisen und an etwas anderes zu denken. Die Landstrasse zum Spitzingsee war dann allerdings wieder toll, wegen der hohen Leistung des Motors. Negativ: Teilleder fühlt sich etwas sehr billig an. Auch fühlt sich das Auto nicht mehr wie ein Sportwagen an, sondern eher wie ein langstreckentaugliches Reisemobil mit hoher Leistung und guter Kurvenlage wenns mal sein muss.
Positiv: keiner ausser mir hat Notiz von dem Auto genommen.
(4) 997 4S Coupe (Volleder)
Dieses Auto durfte ich etwa 4 Stunden fahren. Obwohl das eigentlich nicht den technischen Werten entspricht, hatte ich den Eindruck dass die Beschleunigung noch besser als beim 997 S ist. Und die Bremsleistung ist auch toll. Nach einem Ausritt auf den Berg Tatzelwurm (kleine Landstrasse, viele Kurven, kein Verkehr) dachte ich, dass das Auto für mich gebaut wäre. Negativ war der hohe Verbrauch (ca. 16l/ 100 km) im Vergleich zu Cayman und 997 S (13-14 l/ 100 km). Das Auto ist nicht auffällig.
(5) 996 GT3 (Clubsport, viel Carbon)
Leider stand mir dieses Auto nur 1 Stunde zur Verfügung, war aber vom Vorfahrer schon aufgewärmt. Die Clubsport-Sitze sind an der Schulter etwas einengend, aber in den Kurven halten sie einen fest wie eingeklemmt zwischen 2 Wänden. Der Motor ist laut, allerdings nicht unangenehm, nicht so laut wie Cayman S und mit einer angenehmen Frequenz. Die Beschleunigung ist atemberaubend, ich habe es nicht geschafft, das Gaspedal länger als 2 Sekunden voll durchgedrückt zu lassen. Der Motor macht dabei nicht den Eindruck sich quälen zu müssen, sondern als ob er auch noch Spass dabei hätte. Auf der Autobahn kommt man bei schlechterem Fahrbahnbelag und hohen Geschwindigkeiten doch ins Schwitzen, da das harte Fahrwerk etwas versetzt. Nachdenken über anderes kann man vergessen. Ich kann mich auch an die Innenaustattung nicht mehr erinnern oder an andere Autos auf der Strecke, weil ich mich so auf das Fahren konzentrieren musste (bzw. durfte). Der Motor drückt am Hosenboden schräg nach oben und bei Beschleunigung und gleichzeitig leichten Kurven merkt man wie das Hinterteil des Wagens sich vor Kraft nach links und rechts bewegen will. Das flösst einem schon Respekt vor unbedachtem Gasgeben ein. Aufsehen erregt man mit diesem Auto etwas. Ich führe das auf den Heckspoiler und auf den Klang des Motors zurück. Benzinverbrauch, Klang des Radios, Innenaustattung oder ähnlich war mir ab dem Zeitpunkt des Einsteigens egal, der GT3 ist ein Auto in dem es nur um das Fahren geht, um sonst nichts. Die niedrige Bodenfreiheit war während der Probefahrt kein Problem, hatte ich mir schlimmer vorgestellt.
Fazit A: Jede Stunde in einem Porsche ist interessant. Aber am schnellsten vergeht sie in einem GT3. Hoffentlich darf ich den 997 GT3 mal probefahren.
Fazit B: Wer weniger auffallen möchte sollte seinen Porsche dezent (silber, keine Spoiler, kein Sportendrohr) bestellen.
Fazit C: Fahre einen Porsche nur Probe wenn Du den Kaufpreis schon frei verfügbar auf der Bank hast.