Hallo Tenet,
dies ist ein deutsches Forum, Du brauchst Dich also für Deine emotionsgeladene deutsche Fassung nicht entschuldingen.
Ich würde den neuen GT3 gar nicht einmal so negativ sehen.
Natürlich bekommt man den "alten" so hin, dass er mit dem Neuen mithalten kann. Aber genauso wird sich der neue GT3 modifizieren lassen, was den Fahrspaß vor allem auf der Rennstrecke erhöht.
Zum Thema Rennwagen: Porsche kann nicht nur vom Verkauf von Rennwagen leben.
Ausserdem spreche ich Niemandem das Recht ab einen Porsche fahren zu wollen oder gar zu dürfen, selbst wenn das ESP an bleibt. In meiner Kritik ging es mir vor allem um die Käufer, die keine echte emotionale Bindung zu den Fahrzeugen sondern eher einen prestigeträchtigen Gebrauchsgegenstand erstanden haben. Und es ging mir um die entsprechende Reaktion von Porsche auf diese Käufergruppe zu sehr einzugehen und die Emotionen immer mehr zu vernachlässigen.
Man kann von Porsche nicht ernsthaft verlangen einen Rennwagen für die Straße zu bauen, der dann kaum noch fahrbar ist. Denn Tatsache ist nun mal, dass man beide Welten (Straße und Rennstrecke) kaum wirklich unter einem Hut vereinen kann. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass der neue GT3 sicherlich einen guten Kompromiß darstellt.
Falls man mehr will, gibt es die Möglichkeit über Porsche Motorsport bzw. diverse Tuner (teilweise mit eigenem Rennteam) dementsprechend aufzurüsten.
Und hier wäre wieder ein Kritikpunkt: warum bietet Porsche so einen Service nicht ab Werk an?
Im Prinzip hat Porsche drei Käuferschichten zu bedienen:
1. die Wannabees, die einfach nur einen Porsche fahren wollen und denen Motor, Fahrverhalten und die Technik ziemlich egal sind
2. die Porsche Liebhaber, die an Porsche emotional gebunden sind, diese Fahrzeuge wirklich lieben, jedes Detail kennen und auch mal gerne (aber nicht immer) einen schnellen Reifen riskieren, hin und wieder mal auch auf der Rennstrecke
3. die Hobby Rennfahrer, die in jeder freien Minute auf die Rennstrecke fahren, mit ihren Fahrzeugen und der Technik herumexperimentieren und eigentlich immer unzufrieden sind obwohl sie statt an der Technik zuerst einmal am eigenen Fahrkönnen feilen müssten
Ich bin selbst mehrere Porsche gefahren und bin aus familiären Gründen bei einem Mercedes E55 AMG gelandet. Dabei stellte ich fest, dass zwar auch so ein Dickschiff Spaß machen kann aber eine emotionale Bindung wie zu meinem Ex-996 Turbo faktisch unmöglich scheint.
Somit könnte man meinen, dass das mit den Emotionen eines sehr subjektive Geschichte sein muss, oder?
Mitnichten. Würde AMG einen E55 mit 1600 kg Leergewicht und einem stark verbesserten Fahrwerk sowie einer verbesserten Traktion (z.b. Allrad aber auch ein Sperrdiff.) bauen, dann würde ich meinem 996 Turbo vielleicht gar nicht mehr nachweinen. Denn ich muß ehrlich gestehen: ich muß nicht permanent einen Rennwagen unterm Hintern haben und Deine Erfahrung mit dem manchmal "tückischen" GT2 spricht Bände.
Ein Kumpel von mir hat es genau richtig gemacht: er besitzt zwei Porsche, einen für die Straße (996 C2) und einen für die Rennstrecke (964 RS). Mir persönlich würde diese Kombination nicht zusagen, da mich die Rennstrecke schon seit langer Zeit nicht mehr reizt (zu viele Möchtegern-Rennfahrer die sich für Schumacher halten unterwegs, zu wenig Fahrer die wirklich was lernen wollen) und ich aufgrund der Familie froh bin, wenn ich Zeit für dieses Forum finde.
Nun steckt Porsche, was meine Person betrifft, in einem Dilemma: ich verlange nämlich die eierlegende Wollmilchsau, ein Fahrzeug das mindestens über 560 PS, Allrad, maximal 1600 kg Gewicht, ein erstklassiges peppiges Design, eine super Innenausstattung mit allen Goodies, sequentielles Getriebe mit Automatikoption und auch noch über vier vollwertige Sitzplätze verfügt. Desweiteren hätte ich gerne ein adaptives Fahrwerkssystem, dessen Bandbreite von Sänfte bis Bandscheibenkiller reicht und ein ESP System, das nicht nur komplett abschaltbar ist sondern über mehrere verschieden Einstellungsstufen verfügt (Winter, Sommer, Sport, Rennstrecke). Und der ganze Spaß unter 120000 EUR.
Wetten, dass wir so ein Auto zuerst von Mercedes sehen?
Porsche ist im Prinzip auf dem richtigen Weg aber es fehlen die echten Highlights um den Ruf der Marke Porsche ein Synonym für DEN Sportwagen zu sein zu sichern. Ein Cayenne Turbo ist zwar ein nettes SUV Spielzeug aber kein echter Porsche, da kein Sportwagen.
Ein C4 S Cabrio ist schön anzusehen aber einfach nur ein Dickschiff ohne Dach, ein nettes Spielzeug mit sehr guten Fahreigenschaften aber technisch gesehen nicht mehr als ein Gimmick, ein Muster ohne Wert.
Der 959 war ein Auto nach meinem Geschmack, der bezahlbare "Nachfolger" 993 Turbo fast perfekt für seine Zeit.
Ein Carrera GT ist für mich persönlich schon wieder uninteressant und ich wundere mich, dass dieses Fahrzeug so viele Freunde hat. Technisch gesehen sicherlich ein Highlight aber der Carrera GT ist weder vom Schlage eines 959 oder eines Ferrari Enzo. Und selbst der neue SLR von Mercedes könnte dem Carrera GT zeigen, wo der Hammer hängt. Und last but not least, wer fährt schon mit einem Fahrzeug für knapp ne halbe Million auf die Rennstrecke?
Um mal Tacheles zu reden: mir fehlt einfach ein Supersportler, der alles platt macht was heutzutage auf der Straße anzutreffen ist und auch gute Gene für die Rennstrecke mitbringt. Gut ausehen soll er, ein innovatives Porsche typisches Design bieten und das Gefühl geben, dass man das bekommt wofür man bezahlt.
Und für die absoluten Hardliner sollte Porsche einen abgespeckten und bezahlbaren GT3 (maximal 1200 kg) mit viel Power anbieten, so dass man sich auf der Rennstrecke die Köpfe einrennen kann. Denn wie schon gesagt: die eierlegende Wollmilchsau wir irgendwann aus einer anderen Ecke kommen.
Aber genug davon: der neue Boxster nächstes Jahr wird ein sehr guter Indikator für das
Quo Vadis, Porsche sein.
Ein neuer Anfang oder der Anfang vom Ende, es liegt bei Porsche.
Und ob eine Le Mans Teilnahme viel Wert hat, wage ich zu bezweifeln: Ein Sportwagenhersteller wie Porsche muß an die Königsklasse ran und Porsche war klug genug sich dieser Herausforderung
nicht zu stellen. Aber vielleicht ist gerade jetzt der Zeitpunk gekommen ein Risiko einzugehen und BMW, Mercedes und Co. zu zeigen wo der Hammer hängt. Geld ist genug in der Kriegskasse und die nächsten Jahre werden bei schwächelnder Weltwirtschaft und niedrigem Dollarkurs das Schicksal von Porsche entscheiden.
Auch wenn Porsche eine gesunde Firma ist: die Konkurrenz schläft nicht und ist der Ruf erst einmal ruiniert...