Wie versprochen meine Impressionen:

Fahrwerk: PASM scheint der Heilsbringer zu sein. Ein Turbo mit Sportfahrwerk war für den Alltag zu hart und auf der Rennstrecke einen Tick zu weich ausgelegt. PASM bietet im Komfortmodus das gleiche Komfortgefühl wie der alte 996 Turbo, jedoch verändert sich mit Aktivierung der Dämpfertaste das Fahrwerk drastisch. Durch den nun gezielten Wankausgleich, der Verhärtung der Dämpfer und in Kombination mit den aufgezogenen Michelin-Reifen macht der 911 Turbo endlich das, was der Fahrer will. Kein lästiges Untersteuern, aber auch kein dramatisches Übersteuern! Das Heck lenkt dennoch mit! Ob 18 Meter Slalom oder schnelle Kurvenkombinationen, der Turbo bleibt auf Kurs! Nur unter abrupter Gaswegnahme und Mätzchen am Lenkrad beginnt der Turbo schnelle Kurven mit einem Tänzeln des Hecks zu quittieren. Wer kann, der darf also auch mit dem Turbo tanzen! Ansonsten gibt es wohl wenig Sportwagen, die sich so neutral auf einem Handlingkurs bewegen lassen! Der Grenzbereich ist klar definiert und im Gegensatz zu alten 996 GT3- Modellen spielerisch zu erfahren! Man hat ja schließlich PTM, das Porsche Traction Management sowie ein nochmals verfeinertes PSM an Bord. Mit der optionalen Sport Chrono Funktion, wird der serienmäßige Bremsassistent deaktiviert, wobei die Vorbefüllung der Bremszylinder erhalten bleibt. Auch ABS und PSM agieren sportlicher. Von der Tiptronic ganz zu schweigen. Bremshubbel vor der Kurve bringen den Turbo beim Bremsen nicht zum schwitzen! Die Bremsbalance ist wieder mal perfekt gelungen, die Standardmäßigen Stopper sind, da nochmals größer dimensioniert gut, jedoch sollte man die knapp 8000 Euro teuren PCCB-Stopper beim Kauf ankreuzen. Wo die serienmäßige Bremse bereits zu Quietschen begann, waren die PCCB-Scheiben seelenruhig! Die weiteren Vorteile der PCCB sind hinlänglich bekannt, wobei ich noch gerne den Aspekt der besseren Optik anfügen möchte. 380mm große Bremsscheiben vorne, die die Felgen vollends ausfüllen, sind einfach ein Hingucker, auch wenn mir die roten Bremssättel besser gefallen.

Kommen wir zum Innenraum. Im Vergleich zum 997 Interieur ist nur der neue Handschalthebel zu erwähnen. Dieser hat einen schlankeren Griff, wobei der Knopf oben derselbe ist. Die Aluapplikationen fühlen sich auch tatsächlich wie Alu an. Zu empfehlen ist auf jeden Fall der Sportsitz, denn ohne ihn wird man im Turbo zwangsläufig hin- und hergeschleudert. Die Kurvengeschwindigkeiten sind nämlich atemberaubend! Ansonsten nicht neues im Innenraum. iPod-Connector waren leider nicht verbaut, sodass ich hierüber nichts sagen kann.

Die Kraft, die der neue Turbo entwickelt, toppt den alten Turbo, wie zu erwarten war, in allem! Mehr Drehmoment, mehr Leistung, bessere Beschleunigung und erstmals eine Overboost-Funktion, die leider bei 620 serienmäßigen Newtonmeter nicht wirklich zu spüren ist. Vielleicht kann hier ein direkter Vergleich zwischen zwei Fahrzeugen Aufklärung schaffen. Aber mal ehrlich, wenn interessiert es? Jeder, der Sport Chrono hat, wird es ständig benutzen. Zur Not wird er einfach die Dämpferhärte manuell verstellen!

Die manuelle Schaltung des Getriebes bietet nach wie vor die meisten Anreize. Im Vergleich zum Vorgänger exaktere sowie kürzere Schaltwege, eine klar definierte Kupplung machen die 6-Gangschaltung zu einem wahren Vergnügen.
Kritik besteht aber im Anschluss der Gänge. Die Drehzahl fällt natürlich bei jedem Kuppelvorgang in den Keller und beim Einkuppeln muss der Ladedruck natürlich erst wieder aufgebaut werden. Nickbewegungen des Kopfes sind leider vorprogrammiert. Hier sticht die Tiptronic zu! Nach einer kurzen Gedenkpause beim Einfahren, bringt sie die Leistung harmonischer auf die Straße. Die Schaltvorgänge sind kaum spürbar. 3,7 Sekunden von Null auf Hundert, sind schneller als die Beschleunigung eines 612 PS-starken und leichteren Carrera GT! Man sollte aber nicht vergessen, dass bei der Handschaltung die Kuppelvorgänge Zeit fressen! Selbst ein geübter Fahrer wird den Kuppelvorgang nicht schneller durchführen können als die Automatik! Weiterer Vorteil der Automatik: Die Hände bleiben am Lenkrad. Wer den neuen turbo ausprobiert, wird merken, dass bei der Beschleuniung bei Hände ans Lenkrad gehören! Wer will sich schon selbst ohrfeigen?

Die neue Tiptronic in Kombination mit Sport Chrono ist natürlich gegenüber dem Vorgängergetriebe klar im Vorteil. Wenn Sport Chrono aktiviert, besitzt sie nun eine Hochschaltverhinderung, eine Runterschaltautomatik schon beim Bremsen- also nicht mehr das lästige Antippen des Gaspedals vor einer Kurve um die Tiptronic zum Herunterschalten zu animieren. Man hat sogar das leichte Gefühl ein Zwischengasstoß würde unmerklich durchgeführt. Die ersten drei Gänge sind, laut meines Wissensstandes identisch übersetzt. Oben heraus müßte der Handschalter also besser gehen. Eine Testmöglichkeit hierzu blieb mir leider verwehrt. Das Beschleunigungsvermögen ab Tempo 200 ist phänomenal! Man wird bis Tempo 290 in die Sitze gepreßt. Leider kam dann eine Kurve, die wir nur mit Tempo 220 gefahren sind.

Im übrigen untersteuern Turbos mit Tiptronic und ohne Sport Chrono bereits bei solchen Kurven, bei denen Fahrzeuge mit SC noch neutral liegen!

Was gehört für mich also in den neuen Turbo:

Sport Chrono
Sportsitze

Das Getriebe hängt ganz vom Geschmack des Fahrers ab. Handschalter für die, denen pure Meßwerte egal sind, und auf einer Rennstrecke in eine Kurve schalten wollen, um das Schleppmoment an der Hinterachse aszunützen.

An der Tiptronic werden sich auch weiterhin die Geister scheiden: Die Meßwerte sind überzeugend, die reine Performance deutlich besser als das Vorgängermodell, Kritik verdient aber die Gedenkpause beim Anfahren, Gott sei Dank ist sie nicht so schlimm wie beim Cayenne Turbo, und die schwache Anzahl der Gänge von nur 5 Stück! Porsche wach auf und gehe mit der Zeit! 7 Gänge müssen nicht sein, aber 6 sollten es sein!