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KF said:
Doch, Conny, werden Sie. Es ist der psychische Kick, der den GT3 ausmacht. Ich weiß, wenn ich Mist baue, dann fliege ich ab, also versuche ich keinen Mist zu bauen... 
Florian, das sagst Du jetzt, weil Du noch keine 6 Wochen im Krankenhaus nach so einem "Ausflug" verbracht hast.

Habe ich zwar gottseidank auch nicht aber ein guter Bekannter, der eine ähnliche Einstellung hatte. Zwei Schrauben sind immer noch in seinem Bein.
Vielleicht sollte ich mal ein anderes Beispiel für den Sinn von PSM/ESP bringen, ein Beispiel das eigentlich jeden überzeugen dürfte: ich war mit meinem Ex-996 Carrera 4 Powerkit mit ca. 260 km/h in einer relativ engen Autobahnkurve auf der A96 in Richtung München unterwegs, als das Fahrzeug plötzlich hinten leicht unstabil und deutlich langsamer wurde. Ich fuhr dann auf einen Parkplatz und bemerkte dass eine der hinteren Felgen komplett schwarz (Bremsstaub) war. Ich konnte unterhalb des Fahrzeugs nicht viel sehen (alles heiss, Fahrzeug mit M030), so dass ich relativ langsam weiter fuhr. Das Fahrzeug verhielt sich eigentlich ganz zivil, bis auf ein klackendes Geräusch wenn ich über Bodenwellen fuhr. In der Werkstatt angekommen, machte der Meister sofort eine Probefahrt. Das Klacken war jedes Mal zu hören, wenn er über auf einer schlechten Fahrbahn fuhr. Auf der Hebebühne entdeckten wir dann, was passiert war: eine Befestigungsschraube am Stabilisator hinten war gebrochen(!), das Fahrzeug war bis dato nie auf der Rennstrecke bewegt worden. Ohne PSM wäre ich vermutlich tot, das Fahrzeug wäre in der Kurve bei 260 km/h hinausgeflogen. Die schwarze Felge resultierte aufgrund eines starken Bremseingriffes durch das PSM System.
Es geht hier also nicht nur um den Fahrer und seine Fahrkünste sondern es geht auch um technische Defekte, die jederzeit möglich sind. Das ist etwas, was viele Autofahrer offenbar unterschätzen.
PSM hat meiner Meinung nach nichts mit Kopf zu tun sondern es ist ein zusätzliches Sicherheitsnetz, das irgendwo im Hintergrund schlummert. Ich würde nie denken, dass ich jetzt schnell fahren kann, weil ich PSM habe. Da PSM sowieso nicht die Fahrphysik besiegen kann, wäre das fatal.
PSM soll dann eingreifen, wenn das Fahrzeug einen instabilen Fahrzustand erreicht. Ist dieser Fahrzustand gewollt, kann der Fahrer das PSM ja abschalten. Deshalb spricht Vieles für ein komplett abschaltbares PSM aber recht wenig für Autos, die überhaupt kein PSM haben.
Beispiel Radical: ich denke dieses Beispiel ist unangebracht und macht wenig Sinn. Genauso kann ich mir ein Gokart schnappen, eine 190 PS Motorrad Maschine reinbauen und die Straßen unsicher machen. Wer einen Radical auf der Straße bewegt, der steckt entweder in der Midlife Crisis oder ist ein "verkannter" Rennfahrer.

Auf der Rennstrecke sieht die Sache natürlich komplett anders aus aber ich würde auch nie einen GT3 mit einem Radical vergleichen, allein vom Gewicht her, sind diese Fahrzeuge WELTEN...ja GALAXIEN voneinander entfernt.
Diese PSM ja oder PSM nein Diskussionen erinnern mich ein wenig an die 80er Jahre Diskussionen über AIDS. Damals weigerten sich viele Kondome zu benutzen, auch mit der Begründung, dass es ja nicht ausgerechnet SIE erwischen würde und man ja wohl einem AIDS Kranken ansieht, wenn er krank ist.

Dieser Vergleich mag makaber klingen, er zeigt aber deutlich, dass Menschen oft nicht ganz rational reagieren und Risiken eingehen, die sie eigentlich vermeiden könnten. Im Fall von AIDS durch Monogamie oder eben durch das Verwenden von Kondomen.
Ich finde es übrigens lustig, wenn ich einen älteren Porsche Fahrer im 964 RS im Renntrimm treffe und dieser bei Anblick meines 997 Turbo über PSM und Co. schimpft aber gleichzeitig fragt, ob er ein Viagra ohne Rezept haben könne.

Meinen Versuch einen Witz loszulassen, von wegen "keine Hilfsmittel im Auto, keine im Bett" scheint er mir irgendwie krumm genommen zu haben.

Vielleicht sollte man einfach mal überlegen, was und wer man ist. Will man eine Rennkarriere starten, verstehe ich vollkommen, dass man einen GT3 rennmässig aufbaut und dan entsprechende OHNE PSM auf der Rennstrecke bewegt. Was den Spaßfaktor betrifft, so kann mir keiner erzählen, dass ein Fahrzeug mit PSM keinen Spass bietet. Irgendwie scheint sich bei vielen der Faktor Spaß über instabile Fahrzustände oder Driften zu definieren. Bei mir definiert sich der Faktor Spaß über das Ausloten des Limits OHNE einen instabilen Fahrzustand zu erreichen. Vielleicht hat es ja auch etwas mit meinem Alter zu tun aber in dieser Hinsicht gebe ich noch eine letzte Weisheit von mir: ich fuhr bereits mit 20 Lenzen einen Lancia Delta HF Integrale mit knapp 300 PS und ich rede jetzt nicht von dem Gruppe N Fahrzeug, das ich zwei Jahre lang auf gesperrten Pisten bewegte. Mit diesem Lancia Delta HF Integrale ärgerte ich vor über 22 Jahren so manchen Porsche Fahrer. Dass ich diese Zeit überlebt habe, verdanke ich wohl nur einem sehr guten Rallye Training (Dank sei Ronald Holzer) und...einem EXTREM guten Schutzengel.

In diesem Sinne: PSM ist kein Krückenersatz sondern eine Art Schutzengel, der den echten Schutzengel bei der Arbeit unterstützt. Wer glaubt, ohne Schutzengel durchs Leben zu kommen, der muss viel Glück haben (oder sehr jung sein

).
PSM MUSS und sollte KOMPLETT ausschaltbar sein, keine Frage. Allerdings sollte das komplette Deaktivieren von PSM auch nicht zu einfach sein (einmaliger Knopfdruck), denn es ist nicht auszuschließen, dass man versehentlich drauf drückt. Wem das zu umständlich oder nervig ist, der schnallt sich womöglich auch nicht an.
Macht es doch wie die Helden in den 50ern: Kochtopf auf den Kopf, Holzlenkrad ohne Airbag und ab durch die Mitte. Wer das überlebt, hat dann was zu erzählen.