Immer wieder ein interessantes Thema. Ich glaube, dass es immer auch von dem Fahrer abhängt, der einen Porsche fährt. Wer primär (!) einen Porsche fährt nur um damit gesehen zu werden, und sonst auch meint über den Dingen zu stehen, na der darf sich nicht wundern, wenn das nicht immer soo toll ankommt. Wer es jedoch schafft seine Emotionen, die er mit dem Fahrzeug verbindet, ehrlich und authentisch rüber zu bringen, wird sicherlich besser da stehen.
Ich habe beispielsweise sehr lange bei mir im Unternehmen verschwiegen, dass ich privat einen Porsche fahre. Nur per Zufall wurde diese bekannt, weil ein Kollege und ich all die Emotionen aus einer Motorsportveranstaltung tags vorher mit in das Unternehmen getragen haben. (Wir sind einfach das Grinsen im Gesicht nicht mehr losgeworden.
Außerdem hatte ich einen kleinen Hörschaden von einem RS-Kracher aus der Racing-Gruppe.
) Als dann noch das eine oder andere Filmchen auf dem Laptop gesichtet wurde, war es aus mit der Geheimniskrämerei. Mittlerweile ist es kein Problem mehr. Ich glaube aber auch deswegen, weil viele erkannt haben: Der hängt da sein ganzes Herzblut dran. Und sich sagen: "Verrückt, aber irgendwie auch faszinierend. Ich würde nicht soviel Geld dafür ausgeben." Ich kenne auch viele Kollegen die sagen: "Finde ich gut, dass Du das machst. Ich habe nie verstanden, warum Du so viel arbeitest. Ehrlich gesagt wäre es mir unheimlich, wenn Du dass nicht für etwas Besonderes machen würdest."
Anders ist das - glaube ich - im Berufsleben. Das Auto ist wie der Anzug, den man trägt. Bei uns im Unternehmen wurde neuerdings die Fahrzeugregelung verschärft. Früher konnte jedes Modell der Marke XY bestellt werden. Limousinen, Coupes, Cabrios, Roadster, 400 oder 500 PS-"Monster", etc. (Natürlich gegen entsprechenden Eigenbetrag) Mittlerweile steht im Prinzip nur noch der "harmlose" 4/5-Türer im Programm. Ob das richtig oder falsch ist - die Frage stellt sich dabei für mich gar nicht. Solange die Gefahr besteht, dass der Kunde einen schlechten (ersten!) Eindruck bekommt, lass ich es. Zu einem guten erfolgreichen Gespräch gehören neben den Inhalten halt auch immer die Rahmenbedingungen. Und wenn der Kunde es mit einem Kollegen oder einer Kollegin nicht kann, weil er ihr weniger sympathisch ist und einen aus seiner Sicht zu protzigen Wagen fährt, dann lass ich es halt und nehme jemand anderen zum Gespräch mit. (Oder lasse ihn den Wagen eine Strasse vorher abstellen - wo ist das Problem.)
Ich kann mich noch an die Schlagzeilen erinnern, als der Infinion-Vorstand mit einem Cup-Auto vorgefahren kam. Hat es ihm eher genutzt oder geschadet? Genau.
Also, ich glaube, dass Porsche sehr viel in den letzten Jahren getan hat um einen Porsche - wie es so schön heißt - "gesellschaftsfähiger" zu machen. Ich denke da ist Porsche Ferrari einiges voraus. Ich denke aber auch, dass für einen Puristen gewisse Themen darunter leiden mussten. Z.B. das Thema Sportauspuff. (Ich habe mal mit jemandem von einem Fahrsicherheitstraining gesprochen, dessen Sponsor Sportauspuffanlagen herstellt. Ehrlicherweise hat er zugegeben, dass es i.d.R. eigentlich völlig unvernünftig sei für einen Sportauspuff vom Tuner so viel Geld auszugeben. Meist ist da nicht viel dran. Porsche hingegen betreibt großen Entwicklungsaufwand um Sound, Lautstärke, Emissionsverhalten, Haltbarkeit, etc. unter einem Hut zu bringen.)
Neben dem finanziellen Neid gibt es übrigens noch das Phänomen der "grauen Mäuse". Wer verstehen will, warum viele auf eine Sportwagen neidisch sein können, obwohl sie eigentlich genug verdienen um sich einen leisten zu können, der sei auf das Buch "der kleine Machiavelli" verwiesen.
Dort heißt es u.a.: "...Dir grauen Mäuse fahren keinen Sportwagen, ..., sie haben höchstens einmal im Jahr einen Alkoholrausch, und dann auch keinen spektakulären. .... Die grauen Mäuse sind der festen, fast religiösen, letztlich wohl puritanischen Überzeugung, dass sie ihre ganze Arbeitskraft, ihr ganzes Denken und Fühlen dem Unternehmen gewidmet haben und dafür als Belohnung ein hohes Gehalt beziehen. Dieses Geld darf aber nicht zum eigenen Vergnügen verwendet werden, sondern nur pflichtbewusst in allgemein anerkannten Statussymbolen angelegt werden: einem Haus im Grünen, einem Ferienhaus zum Kräftesammeln, einem Mercedes und einem etwas kleineren Wagen für die Frau. ...Die Macht liegt in allen Managements bei den grauen Mäusen. Diese bilden die überwältigende Mehrheit, und sie achten peinlich darauf, dass einer, der nicht zu ihnen gehört, ... nie in ihre Reihen vordringt." Amen
Da lobe ich mir doch den Werbeslogan von Porsche beim Turbo: "Nur wenige von uns haben den Mut zu dem, was sie eigentlich wollen".